Michael Conrads & Tillmann Terbuyken
STRASSENGEDANKEN REVISITED

Freitag, 16. Oktober 2009

Zur Neueröffnung in der Aachener Strasse 66 zeigt der neue Raum für Kunst unter dem Ausstellungstitel “Strassengedanken revisited“ in seiner ersten Ausstellung für Kölnberg entstandene Werke zweier Künstler aus Hamburg: Michael Conrads und Tillmann Terbuyken. Das Ausgangsmotiv für die Neueröffnung von Kölnberg und die Arbeiten der Künstler ist das Flanieren als Schweifen um das subjektiv Relevante. Das Schweifen zeigt sich als Suche nach dem Verborgenen im Stadtraum, nach dem Exotischen. Dieses Exotische, das verbindende Ornament suchten schon die französischen Surrealisten in den Pariser Banlieus.

Die Ausstellungsarchitektur wird in das Werk von Michael Conrads und Tillmann Terbuyken einbezogen. Ein Parcours entsteht. Wand- und Bodenarbeiten verknüpfen eigenständige Bilder und Skulpturen. Prozessual sind die Werke, weil sie von den Künstlern nicht im eigentlichen Sinne als fertiggestellt angesehen werden, sondern als Abbildung des Status Quo, der offen bleibt für ein Wiederansetzen, Weiterformulieren. Prozessuales wird mit „Spiel- und Bespielbarem“ verknüpft. Diese „spielbaren“ Objekte befinden sich in der Realität der Ausstellung und erklären sich selbst. Sie wollen nicht mehr sein, als scheinen. Abstrahierung findet bei diesen Objekten in der gedanklichen Auseinandersetzung mit Funktionen statt. Die Kunstgattungen werden miteinander verwoben. Die Werke erklären sich nicht mehr durch begrenzende Kunstbegriffe. Auf diese Weise entsteht ein widerständiger Minimalismus. Trashelemente, Unperfektes, Kantiges steht serieller Perfektion gegenüber.

Beim Anblick der Werke könnte man an girlandengeschmückte Autosalons denken, kann architektonische Formen antizipieren. Die Künstler verwenden eine Palette aus dem Konstruktiven. Oft geben Signalfarben Orientierung im Diffusen. Diffus auch im Sinne der formalen Abstrahierung. Einige Werke spielen mit quasi archetypischen Formen, sind aber von ihrer gegenständlichen Verwendung losgelöst. Es geht also auch um die Fragestellung der Abbildung. Handelt es sich hier wirklich um ein „funktionsloses“ Ornament? Welcher „Funktionsrest“ steckt in den Werken? Das Ornament wird zur verbindenden Geste: Hinterfragt, neu definiert, wiederholt und verworfen. Sich durchsetzend, oder verschwindend stehen diese Ornamente stellvertretend für eine Haltung zwischen Ohnmacht und Sprücheklopfen. Das Trotzdem-Machen ohne ein Ende festzulegen, wird zur quasi-revolutionären Haltung. Michael Conrads und Tillmann Terbuyken kämpfen auf dem Gebiet der Kunst um eine Utopie, die man selbst nicht definieren kann, die im Miteinander entsteht.

–Jens Mentrup

Ausstellungsdauer: 17.10. bis 28.11.2009